RÖMISCHER GOLDBERGBAU IM „KARTH“, OSTALPEN, ÖSTERREICH

 

Forschungsprojekt, finanziert vom Österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF, Projekt P30790-G25)

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Das Untersuchungsgebiet

Topographie und Geologie

Das römische Goldbergbaurevier liegt im „Karth“, einer bewaldeten Hochfläche südöstlich von Neunkirchen (Niederösterreich) zwischen der Semmering Schnellstraße (S6) und der Südautobahn (A2). Das „Karth“ ist Teil der östlichsten Ausläufern der Ostalpen und wird im Norden vom Wiener Becken, im Osten vom Pittental, im Süden vom Hassbachtal und im Westenvcom Tobelbachgraben begrenzt. Das Kerngebiet mit den Abbaubereichen umfasst eine Fläche von rund 2.5 mal 6 km. Das gesamte Forschungsgebiet, inklusive des Einzugsbereichs der Wasserleitungen umfasst rund 60 km2.

 

 

 

 

Aus geologischer Sicht ist das „Karth“ Teil der Loipersbacher Rotlehmserie, einer massiven Akkumulation von Geröll bestehend aus rötlich bis grünlichem Lehm, durchsetzt mit verwittertem Quarz und Quarzit.

 

Lage des Untersuchungsgebietes und die römischen Wasserleitungstrassen (A-Schwarzataler Entweg, B-Kirchauer Entweg, C-vermuteter Entweg).

Übersichtskarte des römischen Bergbaureviers im „Karth“
(AB – Abbaugebiet, B – Staubecken, FB = Fundbereich).

Geologie des Goldbergbaurevieres (nach Fuchs G., Herrmann P., Pahr A. and Schnabel W., Geologische Karte der Republik Österreich 1:50,000. Erläuterungen zu Blatt 106 Aspang-Markt, Wien 2008).

 

 

Hydraulischer Bergbau im „Karth“

Die wichtigsten Relikte des römischen Goldbergbaus sind Staubecken und Wasserleitungstrassen. Diese Bodendenkmale sind charakteristisch für hydraulischen Abbau, einer typisch römischen Abbaumethode für Seifenlagerstätten, die von Plinius dem Älteren in seiner historia naturalis (33, 74-78), beschrieben wird. Dabei wird Wasser in Staubecken oberhalb der Lagerstätte geleitet. Wenn das Staubecken voll ist, werden die Schleusentore geöffnet und das herabströmende Wasser lockert die Lagerstätte auf und das losgelöste Geröll wird hangabwärts gespült. Im Anschluß daran werden größere Steine aussortiert und das Feinsediment wird gewaschen.

Jedes der fünf bis dato identifizierten Abbaugebiete besteht aus einem oder mehreren Staubecken und tiefen, stark zerfurchten Abbaurinnen an deren unterem Ende das Taubmaterial als alluviale Fächer abgelagert wurde. Die Staubecken sind in den Hang gebaut. Das abgebaute Material wurde zum Aufschütten der Stauwälle verwendet.

Form und Größe der Staubecken variieren stark je nach den lokalen Gegebenheiten. Sie sind rechteckig, dreieckig oder annähernd ellipsenförmig. Ihre Größe schwankt zwischen

35 mal 22 m bis 80 mal 43 m. Die beeindruckende Höhe der erhaltenen Stauwälle zusammen mit der Größe der becken weist auf großes Fassungsvermögen hin. Jedes Becken hat einen Einlass und einen oder mehrere Auslässe.

 

 

Das Innere eines Staubeckens.

Der Auslass eines Staubeckens.

Der Einlass eines Staubeckens.

Bis dato sind zwei Wasserleitungstrassen bekannt, nämlich der „Schwarzataler Entweg“ und „Kirchauer Entweg“. Der ungefähre Verlauf des Schwarzataler Entweges wurde vor einigen Jahren von einem Lokalhistoriker dokumentiert (Maywald F., Vergessene Wege. Der Schwarzataler Entweg (Göttschach 2007). Die Wasserleitungstrasse meandert über annähernd 25 km durch kleine, von saisonalen Wasserläufen gebildete Gräben.

Abschnitt des Schwarzataler Entweges.